Wirtschaftskrise in Deutschland? Mit der Firma Witron festigt die Nordoberpfalz ihre Position als das Zentrum für Intralogistik. Der Weltmarktführer für effiziente Lagersysteme und automatisierte Lagerprozesse großer Lebensmittler wie Walmart oder Edeka beschert zum Jahresende erneut Top-Zahlen.
Von Clemens Fütterer
Parkstein. Im Exklusiv-Gespräch mit dem OberpfalzEcho sprechen Inhaber Walter Winkler sowie die Geschäftsführer Helmut Prieschenk und Karl Högen von einer „Sonderkonjunktur, die wir uns in den letzten Jahrzehnten selbst hart erarbeitet haben“. Das von Walter Winkler (86) vor 52 Jahren als Ein-Mann-Betrieb gegründete Unternehmen zählt nun knapp 7000 Beschäftigte aus mehr als 50 Nationen. Dies bedeutet ein Plus von rund 2000 Mitarbeitern seit Anfang 2022! Die „Keimzelle“ Parkstein bildet gleichzeitig das Herzstück für Innovation und Produktion mit einer annähernd 3000 starken Belegschaft.
1,3 Milliarden Euro Umsatz
Mit einem Auftragseingang in 2023 von fast zwei Milliarden Euro verzeichnet Witron einen absoluten Rekord in der Unternehmensgeschichte. Prieschenk: „Die Auftrags-Pipeline ist nachhaltig gefüllt. Sie gibt Sicherheit für unsere Mitarbeiter und Kunden.“ Trotz der globalen Verwerfungen und Konflikte steigerte Witron im Jahr 2023 den Umsatz: von 1,2 Milliarden Euro auf mehr als 1,3 Milliarden Euro (Stand 30. November 2023). Nachdem Firmen-Patriarch Walter Winkler sein Unternehmen als Stiftung führt, herrscht Stillschweigen zum operativen Gewinn. Dem Vernehmen nach bestehen keinerlei Bankverbindlichkeiten, die Neu-Investitionen der vergangenen Jahre und eine Übernahme ließen sich aus eigener Finanzkraft stemmen. „Wir haben gut gewirtschaftet und können auf dieser Basis vernünftig für unsere Mitarbeiter und Kunden handeln“, betont Walter Winkler bescheiden.
In Kanada 95 Prozent Marktanteil
Für die dauerhaft hohe Kundenzufriedenheit spricht laut Högen, dass die „Top Ten“ der größten Kunden in der Welt inzwischen sieben Anlagen (im Durchschnitt) bei Witron bestellt haben. Die Dimension für eine einzige Order beziffert sich auf bis zu 300 Millionen Euro. Walter Winkler: „Es bleibt nicht bei einem Auftrag. Die Kunden vertrauen auf die Qualität und Wirtschaftlichkeit unserer Systeme.“ Witron zählt alle namhaften Food-Retailer rund um den Globus als Kunden – mit dem Schwerpunkt auf Nordamerika, Europa und Australien – und sichert so die Versorgung Hunderter Millionen Menschen täglich mit Lebensmitteln. So beträgt der Marktanteil der Parksteiner in Kanada rund 95 Prozent. Die 2022 erfolgte strategische Partnerschaft mit der größten Firma der Welt, dem US-Konzern Walmart, bewirkte quasi ein Alleinstellungsmerkmal.
Wie aus Witron-Kreisen verlautet, erweist sich der Fachkräftemangel zunehmend als Herausforderung für die dynamische Entwicklung. „Wir stellen alle Bewerber ein, die wir bekommen können und die zu uns passen“, sagt Helmut Prieschenk zum Werben um qualifizierte Mitarbeiter. Die Unternehmenskultur von Witron mit Benefits wie eigenen Wohnungen, Gewinnbeteiligung, Altersversorgung, Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung u. a. suche ihresgleichen – von der exzellenten Küche der sogenannten Kantine ganz zu schweigen.
Übernahme der Firma Voit als „Blaupause“
Walter Winkler deutet an, bei der Mitarbeiter-Gewinnung neue Wege zu bestreiten: Denkbar sei die Akquisition (Übernahme) weiterer Betriebe in der Nordoberpfalz. Sozusagen als „Blaupause“ könnte die vor einem Jahr erfolgte Übernahme des Hallenbauers Stefan Voit in Pleystein/Hagendorf dienen. Winkler äußert sich höchst zufrieden über das dortige Wachstum. Optionen liegen vor allem in der Fertigung von Bühnen (Plattformen) für komplette Hallenflächen. Noch würden alle Anlagen auf „Witron-Standard“ gebracht. Die weiteren Pläne für einen Ausbau des Standorts ließ Walter Winkler offen, dementierte sie auf Nachfrage jedoch nicht.
Neue Kommissionier- und Lagerhalle
Damit Lager und Produktion am Stammsitz Parkstein „perfekt verschmelzen und ineinander greifen“, errichtet Witron eine mechanisierte mehrstöckige Kommissionier- und Lagerhalle mit einer Kapazität von etwa 40.000 Quadratmetern, wodurch der Flächenbedarf nachhaltig reduziert werden konnte. Das bestehende Fitnessstudio soll zu einem hochmodernen Fitnesscenter für die Mitarbeiter in Parkstein ausgebaut werden. Denn Walter Winkler betont an dieser Stelle, dass seine Mitarbeiter das wichtigste Kapital im Unternehmen sind: „Besonders beeindruckend ist dabei die langjährige Loyalität und ausgeprägte Firmenkultur, welche auch für zukünftige Mitarbeiter enorme Chancen und Möglichkeiten bietet.“