Betriebsbesichtigung ARNOLD-Möbelmanufaktur

Oberpfälzer Interieur für Yachten und Villen begeistert den Wirtschaftsclub

Die Geschäftsführer Thomas Wagner und Steffen Bartholomä geben den Kurs vor

Hauchdünne Furniere erfüllen auch ausgefallenste Kundenwünsche

Akribisch lackierte Oberflächen erfordern penible Maßarbeit

Aus Salzkristallen entstehen Unikate für die Verkleidung von Wandräumen

 

Wandel von einer klassischen, soliden Schreinerei zu einem Global Player: Mit der Übernahme der Schreinerei Arnold im Jahr 2010 durch die langjährige Führungskraft Thomas Wagner änderte sich nicht nur der Firmenname. Die Arnold Möbelmanufaktur in Luhe-Wildenau fertigt heute technisch kompliziertes Interieur für bis zu100 Meter lange Luxus-Yachten in aller Welt und sorgt für Wohlfühl-Ambiente unter dem Qualitätssiegel „Made in Germany“ in Villen und Appartements von Monaco bis Übersee.

 

Die Teilnahme von mehr als 50 Mitgliedern des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz spiegelte das gespannte Interesse an dieser außerordentlichen Betriebsbesichtigung wider. Präsident Anton Braun freute sich, dass Geschäftsführer Thomas Wagner und sein Kollege Steffen Bartholomä den „Wirtschaftskapitänen“ der Region faszinierende Einblicke ermöglichten.

 

Geschäftsführer Thomas Wagner baute auf dem guten Namen des 1897 gegründeten Familienbetriebs auf. Der Inhaber, der ehemalige Kreishandwerksmeister Karl Arnold, gab vor 13 Jahren die Verantwortung an seinen führenden Mitarbeiter im Zuge eines Managements-By-Outs weiter. Thomas Wagner setzt den Gedanken der geglückten Unternehmensnachfolge fort: Vier junge Projektleiter halten als (künftige) Teilhaber der Möbelmanufaktur die Entwicklungschancen in ihren Händen.

 

Wie gelang nun der Sprung der traditionellen Schreinerei mit der Herstellung von Fenstern und Türen zum internationalen Hightech-Unternehmen? Die „technisch anspruchsvollste“ Ausstattung der Hauptverwaltung (Headoffice) der Firma Rehau, der Software-Scheunen der IGZ in Falkenberg oder der Kirche in Johannestal bei Windischeschenbach bildete quasi die „Eintrittskarte“ für die neue Strategie, sagt Geschäftsführer Wagner. Neue technologische Holz-Verbundwerkstoffe ersetzten herkömmlich Buche, Eiche oder Ahorn. Komplexe Einzelanfertigungen – also Unikate – sind der neue Qualitätsstandard, der auf innovatives Engineering setzt. Steffen Bartholomä spricht von „experimenteller Schreinerei“: etwa für ein Treppenhaus mit vielen Rundungen einer 50-Meter-Yacht oder einem „vergoldeten“ Kino einer 96-Meter-Yacht. Wagner: „Bis auf den Teppich und die Sessel kam für das Yacht-Kino alles von Arnold aus Luhe-Wildenau.“

 

Für eine 84-Meter-Yacht fertigte die Oberpfälzer Möbelmanufaktur eine Treppe über vier Etagen. „Arnold is like an artist“, lobte der Eigner, ein bekannter Milliardär, die Maßarbeit. Bartholomä: „Kein Auftrag ist wie der andere.“ Aufgeräumt und fast klinisch sauber wirken die Produktionshallen in Luhe-Wildenau. Eine speziell geschriebene Software stellt die hoch effektive, intelligente Digital-Schnittstelle zwischen den Auftraggebern, den kreativen Designern rund um den Globus sowie den verschiedenen Abteilungen von Arnold dar. So ermöglicht es eine eigene Zeichen-Software, sowohl die Präzisions-Maschinen in Luhe-Wildenau, als auch die komplette Baustelle in fernen Ländern zu steuern.

 

Die gewaltigen Entfernungen bis zu 12 000 Kilometer und die Sprachunterschiede erfordern eine ausgefeilte Logistik und vorausschauendes Arbeiten, etwa mit „Dummies“. „Denn alles, was nicht durchdacht ist, wird dann teuer“, sagt Bartholomä. Die Nicht-Brennbarkeit der eingesetzten Holz-Materialien auf den Schiffen stellt eine weitere Herausforderung dar. „Für einen Schreiner bilden Yachten schlichtweg die Königsklasse. Ob hauchdünne Furniere aus ägyptischem Eukalyptus, Kunstoberflächen aus England oder eine riesige Flügeltür aus gebrochenem Bergkristall: Die Arnold Möbelmanufaktur erfüllt jeden noch so ausgefallenen Wunsch.

 

Einen Schwerpunkt des Engagements bildet die französische Cote d‘Azur. Arnold unterhält eine eigene Niederlassung in einem Vorort von St. Tropez. Unter SAS Arnold France sind die Oberpfälzer sogar in der französischen Handwerksrolle eingetragen. Der Leumund der Firma Arnold macht unter den der Prominenz an der Cote d‘Azur längst die Runde, inzwischen steht dort das zehnte Projekt an: „Einfach deshalb, weil die uns wollen“, meint Thomas Wagner in oberpfälzischer Bescheidenheit. Die Firma Arnold zählt 43 festangestellte Mitarbeiter, darunter 12 Meister und Diplom-Ingenieure. Dazu kommen zahlreiche externe Beschäftigte, so dass die Belegschaft insgesamt bis zu 100 Köpfe umfasst.